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Olga Hildebrandt

Selbsthass basiert auf der Angst, nicht geliebt zu werden

Selbsthass basiert auf der Angst, dass mich niemand so lieben kann, wie ich bin. Hier müsst ihr euch entfalten, tun, was immer ihr wollt, tanzen, singen, malen. Und eure Grenzen erforschen, eure Beschreibungen, eure Konzepte, warum ihr nicht geliebt werdet. Aber ihr seid die Manifestation dieser Liebe. Nur sie muss gesehen werden.

Selbsthass kann nur aus dem Ego und Verstand kommen. Das reine Leben kennt keinen Hass. Kein Tier hasst das andere Tier, keine Pflanze hasst die andere Pflanze, kein Insekt, Stein, Fisch hasst das andere Geschöpf. Das Leben kann das Leben nicht hassen. Das Leben will einfach leben. Da kann und gibt es keine Spur vom Hass.

Nur unser menschlicher Verstand ist dazu in der Lage. Nur menschliche Kinder lernen zu hassen, lernen zu konkurrieren, lernen, dass sie besonders schlecht oder besonders gut, schön, intelligent sind. Menschliche Kinder lernen, dass es sie gibt. Sie lernen, dass sie ein getrenntes von Leben Geschöpf sind. Lernen, dass sie dieses ICH sind, das anders ist, getrennt ist. Dieses getrennte Ich bekommt einen Namen. Das Ich erfährt, dass es dies und jenes hat oder nicht hat, so und so ist. Dann lernt dieses getrennte Ich, dass es Gefühle und Empfindungen gibt – und das alles wird zum Besitz oder nicht Besitz von diesem Ich.

So wird das Erlebte zu Meinem Erleben, das Gefühlte zu Meinem Gefühl, ein Unfall zu Meinem Unfall usw.

Es gibt aber Wege aus diesem Drehen um sich heraus. Man muss es zuerst verstehen, dass es so ist. Und dass das Ganze drumherum um uns, Medien, Filme, Menschen in diesem Ich-Konstrukt leben, da wir alle es seit Tausenden von Jahren unseren Kindern weitergeben, was auch normal ist, da es anders nicht gehen kann. Es sind die Regeln als Mensch. Dann muss man immer wieder auf die Gedanken im Kopf achten, auf die Worte, die man sagt. Schauen, wie oft benutze ich „mein“, „meine“. Es wird erschreckend sein.

Das ist der Anfang der echten Heilung. Dann wird ein erlebtes Gefühl einfach zu einem Gefühl, das Ich erfährt. Dann tangiert es Ich weniger. Es finden dann Ereignisse statt, es finden dann Gefühle statt – das alles findet einfach statt. Das Leben findet einfach statt.

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